Die alten Geister melden sich in den Familien, in den Biografien, in den Krankheitsgeschichten, und je nach Alter ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden, was nun auf ein Burn out (ausgebrannt sein), eine „normale“ Depression, einen untypischen Krankheitsverlauf durch Unfallfolgen oder Alterungsprozesse zurück zu führen ist. In der alltäglichen Sprechstunde ist für geschichtliche Forschung wenig Platz, und in der beruflichen Neu-Orientierung im mittleren Alter ist eine klare Feststellung nicht so leicht zu finden, aber was beschäftigte deine Eltern früher so, dass es weiter wirkte?
Bedrohung und Flucht, Tötungen erleben und Gewalttaten, erzwungene Mitwirkung oder Angst vor Benachteiligung: Die Angst setzt sich fort … in die nächste Generation. Unbewusst ist sie verankert, bei bestimmten Geräuschen und Situationen wird sie geweckt, macht sie ganz besonders unruhig wach.
Schlaflose Nächte bis in die Altenheime, unruhige Seelen, die still gestellt werden: Schlafmittel und Beruhigungsmittel sind die absoluten Renner, andere kämpfen mit Müdigkeit, die sie gar nicht zuordnen können. Selbstmord-Neigungen ohne erkennbare Hintergründe, ständige Unzufriedenheit bei äußerlichem Erfolg, Angst vor tieferen Bindungen, vor Diskriminierung, Mobbing … bis hin zum Messie-Wesen und Geiz, ängstlicher Sparsamkeit oder was auch immer:
Wenn hinter den Themen die Bilder der Eltern und ihre Stimmen auftauchen, wenn Erinnerungen an bedrohliche Lehrkräfte den Blick trüben, wenn die Ängste vor Fremden zu unbestimmt bleiben, aber nicht verschwinden wollen … sind es auch alte Geister.
Die Eliten bleiben sich sicher: Sie bleiben.
Die Untergebenen bleiben es auch. Kaum ein Arbeiter- oder Migrantenkind kämpft sich zum Studium durch, viele Migranten und Selbständige existieren nur auf Grund ihrer familiären und Clan-Kontakte, sind den aktuellen Moden ausgeliefert wie den neuesten Medien – und von ihrer tatsächlichen Nutzung und Verbreitung abhängig.
Die alten Geister kommen oft zwischen Mitternacht und Ein Uhr:
Mit dem Fasching und Frühling hoffen wir, sie auszutreiben, aber in manchen autoritären Strukturen überleben sie dauerhaft: Alte Herren geben in den kirchlichen und studentischen Verbindungen, ob katholisch oder faschistisch, die alten Manieren an die Füchse weiter, in manchen Firmen und Sport-Netzwerken, bei Rotariern, Bankern und Lions, bei Parteien und Verbänden gibt es stille Seilschaften, die intern erkannt werden müssen, die von außen unsichtbar bleiben.
Formal tun sie alle Gutes, aber die Nebenzwecke wie die Sportförderung beim 1. FCNürnberg (Handball) von Schelsky (AUB) und Co. bringt einen, der nicht zur Mannschaft gehört, die aber von seiner Frau mobilisiert werden kann, für Jahre in die Psychiatrie, weil der Richter auch Handballtrainer ist, der Anstaltsleiter zu besonderen Kreisen gehört, die Schweigen verordnen können wie Presseorgane.
Richter Brixner hat sich an Gustl Mollath mit einer freiser-artigen Prozeßführung schuldig gemacht, hat seinen Handball-Freunden auf Dauer ein vernichtendes Eigentor geschossen, das die HypoVereinsbank-Geschäfte decken sollte. Es kann der regionalen CSU noch etliche Probleme bereiten, wenn der Finanzminister Söder auch durch die eiskalte Justizministerin weiter in „Schmutzeleien“ kommt.
Zwangsarbeit des 3. Reiches machten DIEHL und Quandt (Goebbels) reich, die Erben nennen es Fleiß und Verantwortung, das Unrecht geistert weiter, besorgt schnell mal einen Steuernachlaß von 60 Mio, der doch wieder einer Partei zu gute kommen sollte. Nein, nicht direkt … die Schweiz …
In den Familien lösen sich die schwierigen Lasten der Beladungen und Tabus in der 4. Generation, die Stadtgesellschaften werden also auch noch etwas brauchen, bis die Tabuisierung der Themen außer Kraft gesetzt wird, denn es geht dann nicht mehr um Schuldzuweisungen, sondern um Anerkennung der Fehler.
www.sueddeutsche.de/politik/interview-mit-salomon-korn-leitkultur-ist-nah-dran-an-kulturdiktatur-1.1050817-4
Die Wiener Philharmoniker haben ihre Geschichte angeschaut, ihren Ehrenring von 1966 (!) für Baldur Schirach bekommen sie nicht mehr zurück, aber vielleicht etwas innere Ruhe …
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