offene Baustellen der gemeinschaftlichen Forschungen:

„es gibt widersprüchliche Angaben dazu, wo die Kämpfe um die Räterepublik Baiern endeten, vor allem dazu, wann sie am Bodensee zu Ende waren. Teilweise heißt es, dort wäre erst Mitte Mai Schluss gewesen, anderswo schon Ende April. ..?“

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Am Land waren die Kämpfe nicht so koordiniert wie um München, wo ab 26.4.19 der Belagerungsring geschlossen wurde, keine Lebensmittel-Transporte, dann auch keine Bahn, keine Telefonverbindung mehr war, was bis 2.5. zur Erorberung der Stadt führte.

In Starnberg waren schon früh die ersten Verhaftungen, in Gräfelfing der Mord an wohl 53 russischen Kriegsgefangenen.

Für das Zusammenwirken der Geschichtswerkstätten, die jetzt an vielen Orten begonnen haben, brauchen wir noch eine bessere Basis …

es gibt widersprüchliche Angaben dazu, wo die Kämpfe um die Räterepublik Baiern endeten, vor allem dazu, wann sie am Bodensee zu Ende waren. Teilweise heißt es, dort wäre erst Mitte Mai Schluss gewesen, anderswo schon Ende April. Habt ihr da Infos und Links für mich?


Liebe Räte,

ich kann vorläufig nur was zu den Räten am Bodensee, d.h. Lindau und Friedrichshafen sagen. Die Information ist entnommen „Karl Schweizer, edition-inseltor Lindau, November 2018“. Er stützt sich auf folgende Quellen und Literatur und hat auch ein Buch rausgegeben:
• Stadtarchiv Lindau, Bayerische Akten B II, Sign. 93/4 und 93/7.

• Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Sign.: E 135, Bü 52: „Bericht über das Unternehmen gegen Lindau“ von Erwin Rommel.

• Karl Bachmann „Geschichte Lindaus um den Ersten Weltkrieg 1900 – 1919“ in „Neujahrsblatt 40 des Museumsvereins Lindau 2000.“, Lindau 2000.

• Karl Schweizer „Novemberrevolution 1918, Räterpublik1919 – Sozialisten und Kommunisten in Lindau und Umgebung“, Lindau 2018.

Unten der Auszug aus seinen Recherchen, der ganze Teil im Anhang. Auch wenn die Rommeltruppen erst am 17. Mai in Lindau einrückten, war der Anschluß Lidaus an die Hoffmann-Regierung am 19. April bereits das Ende der Räte.

Revolutionäre Grüße von Wolfgang


„In Absprache mit der Regierung Hoffmann in Bamberg mobilisierte die württembergische Landesregierung unter Wilhelm Blos (SPD) den in Friedrichshafen-Löwental stationierten Hauptmann Erwin Rommel, Hitlers späteren
„Wüstenfuchs“, mit zwei Sicherheitskompanien der Garnison Weingarten / Friedrichshafen gegen das revolutionäre Lindau zu ziehen.

Zur Ausrüstung gehörten zwei Boote, zwei schwere Maschinengewehre und ein von den Zeppelin-Werken gestellter LKW. Zeppelin betrieb seit 1917 unter Claude Dornier auch in Lindau eine Flugzeugproduktion in den Räumen der heutigen Sulzer-EscherWyss und im Zech.

Doch mehr als die Hälfte der württembergischen Soldaten weigerte sich, gegen die Arbeiter in Bayern zu ziehen.

Unterstützung erhielt Rommel hingegen bei einem heimlichen Vorabbesuch in der Inselstadt aus Kreisen des örtlichen Bürgertums und der Bauernschaft des Umlandes zugesagt.

Mit zusätzlichen 180 Sturmgewehren für die versammelten rund 300 Bauern und Gewerbetreibenden marschierte er in der Nacht zum 19. April vor die Insel. Weiter kam er nicht, denn zwei Friedrichshafener Arbeiter hatten sich zuvor per Rad nach Lindau aufgemacht und die hiesigen Räte gewarnt.

Das Landtor wurde geschlossen, revolutionäre Lindauer Soldaten bezogen mit Maschinengewehren auf der Brücke, dem Bahndamm und am Hafen Posten und hielten Rommels Boote auf Distanz. Von Reutin aus rückten bei Tagesanbruch rund 300 bewaffnete Arbeiter als „Rote Garde Reutin“ gegen die konterrevolutionären Truppen an.

Rommel traf sich daraufhin mit Rätevertretern in der Mitte der Brücke. Nach langen Verhandlungen einigten sich die Männer auf eine Volksversammlung der Inselbevölkerung, welche über die politische Orientierung abstimmen sollte.

Diese entschied sich nach heftigen Debatten unter freiem Himmel auf der Seeaufschüttung an der Stelle der heutigen Inselhalle mit großer Mehrheit für einen Anschluss an die Regierung Hoffmann in Bamberg. Die Bauern begaben sich wieder auf ihre Dörfer und gegen Abend fuhr Rommels Truppe ab Enzisweiler zurück nach Friedrichshafen.“

 

Abstimmung der Bevölkerung der Inselstadt Lindau am 19. April 1919 über das Ende der Räterepublik Lindau. Foto im Stadtarchiv Lindau, Repro: Schweizer.


Liebe Räte,

hier der zweite Teil einer versuchten Beantwortung der Frage, wo waren die letzten Kämpfer. Über die Rätezeit in Kolbermoor gibt es eine Dr.-Arbeit und einen Vortrag (Teile daraus siehe Anhang), in der der 3. Mai das Ende beschreibt. Auch wurde irgendwo beschrieben, daß sich um den 1. Mai rum Reste der Roten Armee nach Kolbermoor zurückzogen. Davon gibt es sogar ein Bild, ich finde es bloß nicht mehr. Hier ein Auszug aus dem Vortrag von 2006:

„Es ist überhaupt keine Frage, dass die Monate der Räterepublik in Kolbermoor, das wichtigste Kapitel der Stadtgeschichte sind. Es ist auch keineswegs so gewesen, dass mit dem 3. Mai 1919 alles vorbeigewesen ist. Am 22. Mai 1919 stand im Kolbermoorer Anzeiger über die angeblichen Befreier zu lesen: „Wo ist denn die Beflaggung geblieben und die Blumen für die Befreier? Nur finstere Gesichter konnten diese sehen.“

(Landgrebe, S. 155) Und Christa Landgrebe zeigt in ihrer Doktorarbeit „Zur Entwicklung der Arbeiterbewegung im südostbayerischen Raum“ weiter auf, welche Nachwirkungen sich in Kolbermoor in den nachfolgenden Jahrzehnten beobachten ließen.

So lesen wir dort: „Für die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Kolbermoor spielte die – wenn auch letztlich fehlgeschlagene – Revolution eine sehr wichtige Rolle, hier wurden Erfahrungen gesammelt und Bewußtseinsinhalte entwickelt, die später große Teile der Arbeiterschaft resistent machen sollten gegen die nationalsozialistische Ideologie.“

Und weiter:

Zwar versuchte die NSDAP schon frühzeitig in Kolbermoor Fuß zu fassen und Adolf Hitler hielt bereits am 19. Juni 1920 seine erste Rede außerhalb von München in Kolbermoor, was aber die Kommunistische Partei nicht hinderte in den 20er und 30er Jahren ihre Tätigkeit in Kolbermoor auszubauen.

Landgrebe schreibt, dass es der KPD gelang „durch Versammlungen und Gründung von Organisationen einen größeren Teil der Arbeiterbevölkerung anzusprechen.“ (S. 163) Schon in den früher 20er Jahren entstanden Ortsgruppen der „Roten Hilfe“ und des „Rotfrontkämpferbundes“.

Vor allem Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot waren die Themen, über die referiert wurde. Die Konferenzen leitete meist Ewald Thunig. „Zu Beginn der 20er Jahre“ – so Landgrebe – „läßt sich von einem wachsenden Klassenbewußtsein bei Teilen der Kolbermoorer Arbeiterschaft sprechen.“ (S. 160)

Noch in den 30er Jahren heißt es im Tagesbericht des Bezirksamts Aibling an die Bayerische Politische Polizei vom 10.9.1936, dass „…die Verhältnisse in Kolbermoor…offenbar immer noch nicht als endgültig ruhig betrachtet werden (können)….“

So wurden im November 1936 acht Kolbermoorer Arbeiter „wegen Singens der Internationale bzw. antinationalsozialistischen Verhaltens“ vorübergehend festgenommen. (Landgrebe, S. 164) In ihrem Aufsatz „Chronik des Widerstands in Kolbermoor 1931-1945 zeigt Edda Kühne eine große Zahl ähnlicher Aktionen auf. (Jahrbuch zur Geschichte Kolbermoors, Bd. 1, S. 126-138)

www.revolutionszeitung.de

Bei Hartbrunner werden auch in den späteren Mai-Tagen noch nächtliche Schüsse erwähnt.


Josef Sontheimer (* 16. März 1867; † 4. Mai 1919 erschossen in München) Kaufmann, Freidenker, Anarchist.

Knapp, was wir über Josef Sontheimer wissen, dabei taucht sein Name ziemlich oft auf … Unter den Quellen dürfte er bei Mühsam am Leichtesten zu finden sein ..

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Anarchismus

Vorkriegs-Anarchismus:
Mitgliederzahlen, regionale Vielfalt

Da die staatliche Verfolgung in der wilhelminischen Zeit anhielt, organisierten sich die Anarchisten Deutschlands weiterhin in Geheimgruppen. Nach polizeilicher Einschätzung sollen um 1910 von den etwa 2.000 deutschen Anarchisten über die Hälfte in Preußen, davon 400 in Berlin und Umgebung gelebt haben, im bayerischen Raum ca. zehn bis 60 in Ludwigshafen, 30 bis 90 in München, weitere zehn bis 15 in Fürth („Freier Bildungs- und Besprechungsverein Fürth“ von 1905 bis 1911), etwas weniger in Nürnberg, Hof und Schweinfurt.

Sie konnten nach Einschätzung der Polizei allerdings keine Wirksamkeit nach außen entfalten. In München war die stärkste Gruppierung das die lokalistischen „Freien Vereinigungen“ der Holzarbeiter, der Zimmerer, der Fliesenleger und der Schlosser zusammenfassende „Ortskartell München und Umgebung der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften“, mit bis zu 90 Mitgliedern.

Einen zweiten Block bildete eine mit dem Anarchismus sympathisierende Gruppe innerhalb der Münchner Freidenkvereinigung, an deren Spitze der Vereinsvorsitzende Josef Sontheimer (geb. 1867), ein Kaufmann, stand.

10. Januar 1919 Anführer der Linken werden verhaftet

München * Nahezu alle Anführer der Kommunisten und Spartakisten werden verhaftet, darunter Erich Mühsam, Josef Sontheimer, Eugen Leviné, Max Levien, Hildegard Elisabeth Cramer und weitere.

1919 – Franziskaner-Keller, Arbeiter- und Soldatenrat …

hartbrunner.de/fakten/d_fakten.php?id=7868

4. Mai 1919 Josef Sontheimer wird im „Franziskaner-Keller“ hinterrücks ermordet. München-Au * Josef Sontheimer wird im „Franziskaner-Keller“ hinterrücks ermordet, nachdem man ihm zuvor – scheinheilig – die Möglichkeit zur Flucht gegeben hat.

es geschah in Niederschönenfeld

Ein Featuredes Bayrischen Rundfunk B2 So 5.5.2019 nachmittags / abends

August Hagemeister, Steindrucker, Würzburg starb 1923 ca 44 Jahre alt, zu seinen Beschwerden über die katastrophalen Haftbedingungen gab es eine Debatte im Landtag

Das Schwalbenbuch verändert den Knast

Ernst Toller, Fritz Sauber, KPD-Abgeordneter im Landtag ohne Anwesenheit, Albert Daudistel, Bachmeier

https://de.wikipedia.org/wiki/Hilde_Kramer-Fitzgerald

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