Die beste Möglichkeit, nach einer schwierigen Erfahrung weiter zu leben, ist Verdrängung. Aber sie begrenzt auch die Lust. Nebenwirkung, die wir verdrängen.
Verdrängung gibt uns eine Zeit lang Ruhe
Nicht ständig dran zu denken, auch wieder auf andere Gedanken zu kommen, wir kennen tausend gute Begründungen, über „etwas“ hinweg zu kommen. Ob Unfall, Schock-Moment oder Trauerfall, alle unterstützen gerne die Verdrängung.
Auch das ganze „3. Reich“ wurde gerne verdrängt, bei manchen so gut, dass sie nur noch die Autobahnen, die Ordnung und die „Volksgemeinschaft“ im Kopf haben.
Verdrängung wirkt nur begrenzt
Jede Verdrängung hat noch einen Punkt, der das Erlebnis wieder wach rufen kann. Auch den Punkt können wir meiden lernen, und manche vermeintlich besonders Schlauen nennen das Triggern und meiden alle Bereiche, die sie triggern könnten, statt irgend wann, bevor es nervt, oder die Umgebung nervt, an den Punkt zu gehen: Was mach ich mit meinem alten Erlebnis? Immer weiter umkreisen? Alles entsprechende vermeiden? Das schränkt uns ein, das nimmt UNS die Freiheit.
Verdrängung begrenzt auch die Lust. Eine Nebenwirkung, die wir wieder verdrängen können, aber dann ….
Verdrängung wirkt nur auf Zeit
Jede Traumatisierung warnt uns: Du könntest wieder beeinträchtigt, verletzt werden …
… und spätestens in den letzten Jahren, wenn das Bewusstsein wieder mehr Zugang zu den Kindheits-Erinnerungen bekommt, tauchen die alten Themen unseres Lebens wieder auf, die uns oft unterschwellig angetrieben haben, die Motiv für allerlei seltsame Reaktionen sein können …
Politisches Bewusstsein – wird auch verdrängt?
In der Schule lernten wir meistens, wie Gesetze entstehen, aber nicht, wer Parteien finanziert und wie Politik wirklich gemacht wird. Also fühlen sich 95% davon überfordert und machen lieber ihre Arbeit, wundern sich abschließend, warum es nicht zur Rente reicht und wo die Zeit geblieben ist.
Je länger wir verdrängen, desto mehr können wir für andere schuften und konsumieren, Müll produzieren und die Welt sehen, die wir anschließend auch wieder vergessen: Verdrängung der zusammenhänge wirkt auch.
Die Psychologie kennt auch Verdrängung : Für ihre politische Aufgabe!
Sigmund Freud sagte auf der 1. Psychoanalytischen Tagung 1908 in Salzburg zu Otto Gross nach dessen Vortrag: „wir sind Ärzte / Kliniker, und wir bleiben Ärzte / Kliniker“ … was auch hier mit dem Namen von Otto Gross verdrängt ist: 1908 fand in Salzburg der Erste Congress für Freudsche Psychologie statt, wo sich Anhänger der Psychoanalyse aus mehreren Ländern versammelten
Gemeint war damit: Wir halten uns aus der Politik heraus, wir behandeln nur die Kranken. (Wir behandeln nicht die krank machende Struktur).
Der autoritäre Charakter
Otto Gross hatte die psychoanalytische Denkweise auf die politischen Strukturen angewandt und ihre krank machenden Faktoren benannt, die zwischen Adel, Arbeitern und Besitz-Bürgertum, Kirchen und Militarismus, Rüstungsindustrie, zwischen Männer- und Frauenrollen und enger Familien-Moral durchaus offensichtlich wurden.
Freud erklärte seinen vorher „hochbegabten Schüler“ zur „bitte nicht mehr genannten Person“ und ein gutes Jahrzehnt passierte einem weiteren früheren „Musterschüler“ das Selbe: Auch Wilhelm Reich hatte die Analyse der Gesellschaft in deutlichen Widersprüchen gesehen, in der verquasten Familien- und Sexual-Moral, der verfemten Aufklärung und der Not der illegal und oft der tödlich Abtreibenden, der öffentlichen Doppelmoral nach Einkommen und Schweigegeld …
Zum autoritären Charakter gehören Duckmäusertum und Verschlagenheit: Geschlagene Kinder glauben, lügen zu müssen, sind ständig mit Ausreden beschäftigt, erwarten immer die nächste Strafe oder das nächste Unglück, das ein strafender Vater-Gott schickt.
Zum autoritären Charakter gehört auch der Glaube, dass nur Gewalt und Hierarchie zu Ordnung und funktionierender Gesellschaft führen: Der Ausschluss von Anders-Denkenden und die Art, jemand nicht mehr zu nennen, vermeidet auch jede Auseinandersetzung und Veränderung: Wie Kirchen und Parteien, die sich für ewig richtig halten.
Kritische Theorie weckt das Bewusstsein
Anarchie befreite – wie die philosophische Aufklärung – von der lastenden Vater-Figur, von den Höllenängsten und den magischen Notwendigkeiten, die Konsequenzen des eigenen Handelns anzuwenden. Darum ist sie von der Herrschenden so gefürchtet und wird mit mit Zerstörung, Mord, Verbrechen und sinnlosem Aufstand gleich gesetzt, was die bezahlte Presse ewig nachbeten wird.
Kritische Theorie bezieht sich auf die Fähigkeit, ein System in seiner Gesamtheit und in der Wirkung auf die Gesellschaft auch als veränderlich zu sehen, als diskussionsfähig und veränderungswürdig … Kein Wunder, wenn die ReGierung der Besitzenden solche Stimmen unterdrückt und alle wirklichen Veränderungen vermeidet: Konsum und Werbung gaukeln uns ständig Neues vor.
Freie Liebe wird zur „Libertinage“ herabgesetzt
und hört sich plötzlich wie eine Krankheit an: Freie Liebe war damals der Versuch, sich über die Gefühle und die Bindungen, wie sie sich in uns selbst, und nicht nur in den äußeren Konditionen abbilden, bewusst zu werden. Erlebt wurde bis dahin vor allem die gesellschaftliche Ächtung von Abweichung und Scheitern, bis heute verknüpft mit Alleinerziehenden, Bisexualität, Scheidung.
Das zu eng gewordene Familienbild, mit damals oft noch von den Eltern oder Verwandten gestifteten Ehen, die dann doch im kindlich erlebten Disaster endeten, zwischen „ewigen“ (uneinsichtigen) Tyrannen und den um ihr Recht kämpfenden Frauen, erschreckte bewusst werdende junge Leute, die gesellschaftliche Strukturen analysieren und besprechen lernten.
Die Idee der Freien Liebe würden wir heute unter poly-amor einordnen, die bürgerliche Moral machte daraus die Polygamie: Die Sexualität kannte allerdings vor 100 Jahren noch wenig Verhütungs-Möglichkeiten und -Wissen, und auch die ärztliche Kunst quecksilberte noch an Tripper und Syphilis herum …
Libertinage bezeichnete aber in jener Zeit eher die sucht-mässige Sexualität auf Kosten der PartnerInnen, wie bei de Sade und Casanova in der Literatur … und darum ging es hier gar nicht!
Wir können ins Gespräch kommen:
Do 13.12.2018, 19 Uhr Vortrag / Diskussion:
Politisches Bewusstsein und Psychoanalyse seit 100 Jahren:
Otto Gross 1877-1920 in Graz -München -Berlin – …
Der Psychiater und Psychoanalytiker Otto Gross aus Österreich war ein aktives Mitglied der sozialistisch-anarchistischen Bewegung und auch in literarische Kreise in der Wiener, Münchner, Berliner und Schweizer Boheme integriert.
Von Sigmund Freud wurde er geschätzt und Erich Mühsam gehörte zu seinem Freundeskreis. Aufgrund verschiedener Affären wurde er auf Betreiben seines Vaters, des berühmten Strafrechtlers Hans Gross, in psychiatrischen Anstalten interniert, entmündigt, steckbrieflich gesucht und als Anarchist verhaftet.
1920 verstarb er unter ungeklärten Umständen. In seinen zahlreichen Schriften wird die Auseinandersetzung zur Psycho-Politik für uns eine Anregung sein.
Fritz Letsch, München, Gestalttherapeut, Plenum R
Ein paar Sammlungen sind angefangen und gerne zu ergänzen, die Schriften hab ich noch nicht gesammelt und ich hoffe auch auf aktuelle psycho-analytische Beiträge, denn meine Ausbildung ist in der nächsten Entwicklungs-Stufe gestartet, in der Gestalt-Therapie, die von Laura und Fritz Perls mit Paul Goodman und Dr. Hefferline
de.wikipedia.org/wiki/Otto_Gross: Leben. Otto Gross war das einzige Kind des namhaften österreichischen Juristen Hans Gross und seiner Ehefrau Adele.
Gestalt war zuerst ein Begriff für eine philosophische Richtung,
die Laura und Fritz Perls im Studium kennen und schätzen gelernt hatten,
Gestalt ist im Amerikanischen und Englischen ein deutsches Fremdwort, und vor allem als Synonym für einen Bewussten Lebensstil gebraucht,
Gestalt-Therapie hat sich aus der Psycho-Analyse von Sigmund Freud und dem politischen Denken von Wilhelm Reich weiter entwickelt
Gestalt-Coaching begleitet zur Eigenständigen Lösung der Probleme und Themen der Beteiligten
Gestalttherapie – Verdrängung – Psychotherapie – Psychoanalyse – Otto Gross – Otto Gross Forschung –
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