Die bisherige Geschichtsdarstellung beschrieb die letzte Lebensphase vor der Verurteilung und Hinrichtung, und Sophie als junge Studentin wurde besonders gerne herausgestellt. Die Biografie von Hans, letztes Jahr durch Barbara Ellermeier bei Campus Hamburg herausgegeben, zeichnet ein nachvollziehbares Bild des jugendlichen Lebens im 1000jährigen Reich der 12 Jahre.

1918 geboren, in Ulm herangewachsen, war er ein Kamerad meines Vaters: Gleichaltrig, militärisch in der Selbstbeherrschung und Dienstbereitschaft, beim Arbeitsdienst und in allen Vorbereitungen: Fahnentragen, mit kurzen Hosen, die der Führer so liebte, beim Reichsparteitag und zu seinem Geburtstag, bei Jubelfeiern und Aufmärschen, Reichssportabzeichen und Reserveoffiziersprüfung.

Wäre da nicht die verdächtige bündische Jungenschaft gewesen, das Reisen nach Böhmen und Schweden auf eigene Faust, die zu seiner Verhaftung, einer Hausdurchsuchung und Knastaufenthalt Weihnachten 1937 führten, formal dann, auch durch den Einsatz des militärischen Vorgesetzten auf ein Devisenvergehen reduziert und in Stuttgart 1938 zu einem Monat Haft verurteilt.

Die „Vergehen“ gegen den §175 im Hintergrund, vorsichtige sexuelle Annäherungen unter den Jungs, wurden kaum ausgesprochen vor Angst und Schande, und durch eine pathetische Liebe zu einem jungen Mädel Lisa (er 19, sie 14) auch von ihm als Fehler und vorbei dargestellt. In der Zeit gab es für Erwachsene, auch durch Falschaussagen, durchaus härtere Konsequenzen, wie die Absetzung des Generaloberst von Fritsch.
Geschwister-Scholl-Saal
Wikipedia erzählt die Geschichte von Hans Scholl weiter und zu Ende, die Geschichte meines Vaters ging zur Ostfront und über einen Beindurchschuss 1942 ins Lazarett bei Minsk und Smolensk, mit Amputation zur Prothese und einer Umschulung vom Schreiner zum Berufsschullehrer in den letzten Kriegsjahren an der TU München.

Ein Gemeinsames hatten deren Väter: Kritische Haltung zu Hitler, die Vorahnung und Wachsamkeit zu den Kriegsvorbereitungen, ihr Problem mit den begeisterten Jugendlichen. Alle vier Scholl-Geschwister waren in Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel aktiv und führend, bis die Einsicht durch die überzogene Verfolgung und die durchsichtiger werdende Kriegspropaganda reifte:

Hans Scholl trug aus seiner Natur- und Friedensverbundenheit eine Rosenknospe in der Hemdtasche, die Gedanken gegen den äußerlich mitgetragenen Militarismus zu pflegen.

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