Philipp Loewenfeld Recht und Politik in Bayern

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Der Anwalt und Rechts-„Honorar“-Professor Philipp Loewenfeld war einer der drei Autoren der ersten bürgerlichen Verfassung in Bayern, die beginnt:

Der Weltkrieg hat den Zusammenbruch der politischen und wirtschaftlichen Ordnung herbeigeführt. Das entrechtete, von der Entscheidung über seine Lebensfragen ausgesperrte Volk wurde von schrankenlos herrschenden Gewalten in Krieg und Untergang getrieben. In der Stunde höchster Not aber raffte sich dieses ohnmächtige Volk auf, zertrat in gewaltiger revolutionärer Erhebung das schuldige System der Vergangenheit und riß die Macht an sich. Das politisch ohnmächtige Volk wurde durch die Revolution das freieste. www.verfassungen.de/de/by/staatsgrundgesetz18.htm

NIKE friedliche Revolution in Bayern

Der Völkerbund, als dessen Mitglied die erste bayrische Räte-Regierung unter dem Ministerpräsidenten Kurt Eisner sich verstand, war die neue internationale Gruppe, die den Friedensvertrag vorbereiten und die Kriegshintergründe aufklären wollte.

Die Friedensbewegungen hatten sich in den Kriegsvorbereitungen schon zusammen getan, um den Krieg zu verhindern, doch wenig Erfolg: Die Waffenindustrie war stärker, die SPD kippte um.

Kurt Eisner hatte auch durch die Akten der vormaligen Ministerien belegen können, dass Adel, Militär und Monarchie schon seit 1907 mit dem Schlieffen-Plan den nächsten Überfall auf Frankreich vorbereitet hatten,

als Wiederholung des damals so schnell geglückten 1870/71-er Krieges, der mit seinen eroberten Schätzen Frankreichs einen großen Aufschwung gebracht hatte:

Franzosen-Viertel in allen größeren Städten, die Isar-Verbauung an der Sieges-Göttin NIKE, die bis heute freundlich Friedensengel genannt wird.

Im Gegensatz zu Berlin …

wo es von vorne herein zwei Ausrufungen gegeben und um die „roten Matrosen“ auch heftige Straßenkämpfe, diverse Polizei-Schießbefehle der SPD und viele Tote auf allen Seiten

Bayern streitet in der SPD

denn zuerst war ja auch der pazifistische Flügel aus der SPD ausgeschlossen worden, aber konsequent im Programm, das bis kurz vor dem Kriegsanfang ja selbst noch pazifistisch gewesen war …

und als die parlamentarische Form zu sehr von Berlin gegängelt wirkte, die sowjetische Freiheits-Räte-Form der ersten Februar-Revolution noch gute Nachrichten aus Russland hatte,

aber auch die Offenlegung der Kriegslügen, auf die eine große Menge der Reichstags-Partei und des bayrisch-königlichen Landtags herein gefallen war …

Philipp Loewenfeld ist als Jurist eher auf der Mehrheits-Seite und hält flammende Reden gegen die Räte, die er nicht aus den Betrieben und Kasernen legitimiert sehen kann, versucht aber auch Vermittlungsgespräche und gerät immer wieder zwischen die Fronten, vor allem, wenn er Rechtsbruch erlebt.

Die Notizen daraus werden sich noch vermehren …

… denn die Arbeit an dem dicken Buch ist immer wieder neu überraschend und zieht in jene Zeitgeschichte:

Einführung als zeitgeschichtlicher Überblick:

Von der Kindheit und Jugendzeit bis zur Flucht 1933, in den USA auch für die dortige Diskussion geschrieben

Rätekongress und russisches Rätemodell – meinte das Bodenreform und Betriebs-Enteignungen, Arbeiterverwaltung?

Entwicklung der Nazi-Terror-Struktur aus der Münchner Justiz und Polizei: Von Standgerichten gesprochenes Unrecht bis zum Volksgerichtshof als Perversion, der alle Täter der Standgerichte und Feme-Morde freispricht

Kindheit und Jugend

Biografie bei ZVAB

Der Kunstkaffer

Die Kanzlei des Vaters und Wohnung in der Pfandhausstr. 3 am heutigen Lenbachplatz

Ludwig Thoma als ungeliebter Mitarbeiter des Vaters und eine Abrechnung, auch mit dem gleichgeschalteten Simplicissimus

Der sozialpolitische Freund des Vaters Theodor Loewenfeld, Philipp Lotmar bekam eine Professur in Bern und schrieb ein erhaltenes Gedicht:

Eine Sozialpolitische Vereinigung Philipp Loewenfelds mit Beteiligung von Lujo Brentano, bei der König Ludwig III als Gast die erste Studentin in seinem Leben sieht, und vergisst sein Bier zu zahlen … er schickt am nächsten Tag seinen Adjutanten …

Die „misslungene Revolution“, denn Philipp Loewenfeld schreibt aus der Sicht des Juristen und der Mehrheits-SPD, bleibt den räten und dem Geschehen gegenüber skeptisch

Max Hirschfeld, Jude und Demokrat, war Kollege in der Kanzlei und führte die Verteidigung zB. Fechenbachs in der Anklage von „Landesverrat“ fort, die aus der Weitergabe von Materialien der früheren Regierung durch Kurt Eisner im Kriegstreiben der Reichsregierung von der bayrischen Nach-Revolutions-Regierung konstruiert worden war, flüchtete dann ebenfalls in die USA.

Im fünften Kapitel (Auszug)

  1. Beginn der Anwaltstätigkeit S. 224
  2. Haftbefehl gegen Max Levien S. 226
  3. Eisners Ermordung S. 228
  4. Verfahren gegen Graf Arco S. 229
  5. Urteil gegen Lindner S. 231
  6. Rente für Eisners Hinterbliebene S. 235
  7. Zweite Revolution und Rätekongress S. 240
  8. Gustav Landauer S. 241
  9. Erich Mühsam S. 244
  10. Max Levien S. 249
  11. Scheitern des Rätekongress S. 253
  12. Ministerium Hoffmann S. 256
  13. Revision des Staatsgrundgesetzes S. 261
  14. SPD-Versammlung am 21.3.1919 S. 264
  15. ….

Königliche Eselskaben … und ähnliche schöne Bemerkungen zu den adeligen dümmlichen Mitschülern …

Empfehlung in der Landeszentrale für politische Bildung:

recht-und-politik

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Vom grundlegend wirkenden Titel nicht abschrecken lassen:

Die Lebens-Erinnerungen von Philipp Loewenfeld, geschrieben nach seiner Flucht aus München am 11. März 1933 kurz nach der Verhaftung seines Rechtsanwalt-Kanzlei-Kollegen Max Hirschfeld, schildern die Facetten des jüdisch-bürgerlichen Lebens in München vom Heranwachsen bis zum Einsatz für sozialpolitische Fragen und den Eintritt in die SPD, den Kriegsdienst und die Auseinandersetzungen zum ende des Krieges;

als einer der drei Verfasser der ersten Verfassung des Freistaat Bayern im Auftrag Kurt Eisners, in gut 700 Seiten mit Kommentaren und weiteren Quellen versehen, lesen sich hervorragend und geben einen anschaulichen Blick auf das Leben des jüdischen Rechtsanwaltes und Honorarprofessor für Recht, der sich in der vor-Revolutionszeit schon zu sozialwissenschaftlichen Fragen organisierte.

Seine oft beißenden Beschreibungen, auch mitten aus dem politischen Geschehen, und seine bitteren Erwägungen, der SPD beizutreten, klingen absolut aktuell, er kann die Rolle und Sicht der Sozialdemokratie in jenen und heutigen Jahren reflektieren helfen …
Recht und Politik in Bayern zwischen Prinzregentenzeit und Nationalsozialismus Artikel-Nr.: 05300534  – kostet 8,00 €

Im Bestellportal finden Sie alle Publikationen der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die Räume sind jetzt auf der Praterinsel 2. Siehe auch fairmuenchen.de/philipp-loewenfeld/<

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