Rosa Luxemburg hatte viele Stationen gelebt:
Rosa Luxemburgs Lebenslauf findet ihr mit Bildern auf Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg
In meiner Geschichte kam Rosa bisher immer nur in Fragmenten vor, aus Vorträgen und Begegnungen, und nach der intensiveren Beschäftigung mit Michail Bakunin sehe ich etliche Parallelen, vor allem in der Kritik der zentralistischen Partei-Macht, um die sie lange auch mit Lenin und seinem Kurs der „Reinigung“ gestritten hatte, die Stalin dann weiter führte.
Nächste Aufgabe wird noch die Erinnerung an Augustin Souchy, der auch – wie Rosa – seine Auseinandersetzung mit Lenin gehabt hatte und dann als Anarchist viele Genossenschaften und freie Gewerkschaften in südamerikanischen Ländern aufgebaut hatte.
Rosa Luxemburg lebt in einer entscheidenden Epoche des europäischen Sozialismus. Sie vertritt einerseits ihre sozialistische Politik mit dem Ziel, den Kapitalismus zu überwinden. Anderseits wird sie als Autorin leidenschaftlicher Liebesbriefe bekannt und als begeisterte Tier- und Naturfreundin. Diese scheinbar widersprüchlichen Charakterfacetten finden sich in verschiedenster Gewichtung auch in der über sie verfassten biographischen und literarischen Prosa wieder.“ BESTELLEN: https://kulturmaschinen.com/produkt/julia-killet-fiktion-und-wirklichkeit/
Ich nehme an, dass Paulo Freire auch die Arbeiten von Rosa Luxemburg zugänglich waren, denn seine Gedanken folgen ihren Vorstellungen der Bildungsarbeit mit Arbeitenden:
„Aufklärung durch Taten!“.
Mehr dazu bei Brangsch, Lutz/ Pieschke, Miriam (Hrsg.): Sich nicht regieren lassen. Rosa Luxemburg zu Demokratie und Organisierung. Ein Lesebuch. Dietz Berlin.
UND: https://www.academia.edu/45199787/_Aufkl%C3%A4rung_durch_Taten_Lehren_und_Lernen_bei_Rosa_Luxemburg
Lehren und Lernen bei Rosa Luxemburg
„Im Jahr 1899, kurz, nachdem sie nach Deutschland übergesiedelt und sofort in die Parteipolitik der SPD eingestiegen war, schrieb Rosa Luxemburg: „Grundsätze der Sozialdemokratie lassen sich ebenso wenig aus Broschüren und Vorträgen allein erfassen, wie sich das Schwimmen im Studierzimmer erlernen lässt.
Nur auf hoher See des politischen Lebens, nur im breiten Kampfe mit dem Gegenwartsstaate, in der Anpassung an die ganze Mannigfaltigkeit der lebendigen Wirklichkeit kann das Proletariat in sozialdemokratischer Richtung geschult werden.“
Sie sieht das Lernen also nicht als totes Studieren, sondern als praktische Angelegenheit. Dabei blieb sie. Im Dezember 1918, schon in der absteigenden Linie der Novemberrevolution, sagte sie auf der Verbandsgeneralversammlung der USPD von Groß-Berlin:
„Jetzt in der Revolution können keine Reden, keine Broschüren die notwendige Aufklärungsarbeit leisten. Jetzt kommt es auf eine Aufklärung durch Taten an.“
1907 unterrichtet sie an der Parteischule in Berlin Nationalökonomie, betont aber auch gegenseitiges Lernen:
Praxislernen und Wissensproduktion `von unten ́
„Zwei Dinge machen Luxemburgs Auffassung so bemerkenswert. Erstens versteht sie das Lernen in einer revolutionären Partei nicht einfach als Befüllung der proletarisch-sozialdemokratischen Köpfe mit Weisheiten.
Das Lernen in der Praxis durch die Proletarier*innen selbst ist eine mindestens gleichwertige Form. Damit ist der zweite, viel wichtigere Punkt verbunden.
Die Mitglieder von Parteien und Gewerkschaften sind für Luxemburg nicht einfach Empfänger*innen von Bildung, sondern auch Produzent*innen von Wissen. Das Erfahrungswissen der Bewegung ist für sie nicht weniger wichtig als das von Intellektuellen und Funktionär*innen vermittelte.
Nicht nur, dass sie die SPD-Führung immer wieder hart kritisierte; sie forderte vom Parteivorstand zudem, dass er von den Massen lernen sollte. Mit ihrer Vorstellung vom beständigen Lernen der Arbeiter*innen bleibt sie den Wurzeln der kommunistisch-sozialdemokratischen Bewegung treu.
Schließlich erwuchs diese aus zwei eng verbundenen Quellen:dem Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit und dem gemeinsamen Lernen. Organisatorisch bildet sich die spätere SPD aus Arbeiterbildungsvereinen und aus deren Emanzipation vom ursprünglich liberal-bürgerlichen Bildungskanon.
Luxemburg war selber Dozentin an der SPD-Parteischule und sah sie ihre Arbeit dort nicht als akademische Veranstaltung,sondern als eng verbunden mit ihrer propagandistischen und publizistischen Tätigkeit. Ihre Idealvorstellung war: Ein halbes Jahr Parteischularbeit, ein halbes Jahr Propaganda oder auch ein halbes Jahr lernen von den Schüler*innen der Parteischule, ein halbes Jahr lernen in Diskussionen mit den sozialdemokratischen Massen.
Revolution als Lernprozess
Diese Auffassung von Lernen und Lehren hat weitreichende Konsequenzen für die Rolle der Partei in politischen Auseinandersetzungen. Reformen müssen als Lernprozesse gestaltet werden, um eine Revolution, die Überwindung der kapitalistisch-bürgerlichen Ordnung, möglich zu machen.
Revolutionen lassen sich nicht „schulmeistern“. Die in Revolutionen nötige Fähigkeit, Kräftekonstellationen und Handlungsmöglichkeiten schnell zu bewerten und Chancen zu nutzen,setzt selbständiges Denken voraus. Dieses muss vorher gelernt werden, wie auch die Fähigkeit, der Initiative der Massen zu vertrauen.
Luxemburgs Verständnis vom Lernen stützte sich so auf zwei organisationspolitische Voraussetzungen. Auf der einen Seite auf die Bindung der Abgeordneten und Funktionäre an die Massen. Und auf der anderen Seite aufweitest mögliche partizipative Formen.
Mehr dazu bei Brangsch, Lutz/ Pieschke, Miriam (Hrsg.): Sich nicht regieren lassen. Rosa Luxemburg zu Demokratie und Organisierung. Ein Lesebuch. Dietz Berlin.
UND: https://www.academia.edu/45199787/_Aufkl%C3%A4rung_durch_Taten_Lehren_und_Lernen_bei_Rosa_Luxemburg gemeinschaftliches Lernen
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