Im Osten von Berlin, an einer alten Bahnstation der Schlesischen Eisenbahn am Müggelsee, entstand in einer Weber-Siedlung ein Luftkurort, der für die geistige Entwicklung der Reichshauptstadt vor gut 100 Jahren eine große Bedeutung erlangte, wie die Bücher und Polizei-Akten bis heute belegen: Ein Dichterkreis, der Theater-Kritiker, Maler und Verleger, einen Gestalter aus den Reihen der Lebensreformer, beginnend vom Monte Veritá, an dem etliche von ihnen die geistige Schweizer Freiheit genossen:
Freiheit oder Sozialisten-Verbote
1848 wurde in Deutschland die Revolution noch vom adeligen Militarismus nieder geschossen, während in der Schweiz „die Demokratie ausbrach“.
Die Sozialisten-Gesetze,
hatten der SPD die größten Wahlerfolge beschert, sie hatte im kaiserlichen Reichstag 1890 über die Hälfte der Mandate, war die größte Partei, ihre stärkste Zeit.
Die reichhaltige Liste der wichtigsten Personen ist über Wikipedia zu finden,
internationale Bedeutung hatten aus dem Friedrichshagener Umkreis außer Strindberg und Wedekind wohl vor allem
Magnus Hirschfeld
als international renommierter erster gründlicher Arzt und Sexualforscher mit weltweitem Austausch zu den Sexualitäten der Kulturen, dem „dritten Geschlecht“, das sich mit der Zeit immer mehr als Übergang zwischen den männlichen und weiblichen Polaritäten abzeichnete, (bis die Nazis ihn in München niederschlugen und die Zeitungen schon seinen Tod meldeten, er aber durch seine internationalen Reisen im Exil bleiben konnte …)
Gustav Landauer
der als Literat und Redner von der politischen Polizei bespitzelt und überwacht worden war, auch wegen Majestätsbeleidigung im Gefängnis, dann aber vor allem an Genossenschaftsgründungen, für eine kurze Zeit an der Gartenstadt-Idee (die ihm schnell zu spießig geworden war) Kommune-Gedanken und an Übersetzungen,
er sollte Intendant am Düsseldorfer Schauspielhaus werden, als ihn Kurt Eisner nach München rief, wo ihn dann die Freikorps und ein gekränkter Adeliger am 2. Mai 1919 im Gefängnis ermordeten. Seine Schriften wurden im Nachlass vor allem von Martin Buber herausgegeben, seine Ideen prägten dann noch die israelische Kibbuz-Bewegung.
Erich Mühsam
überlebte die Räte-Republik in München, weil ihn die Thule-Gesellschaft und die Bamberger SPD-Regierung beim Palmsonntags-Putsch aus München entführen und verhaften ließ, in Ebrach einsperrte und die bayrische Justiz ihn später zu 15 Jahren Festungshaft verurteilte, bis er in Berlin noch eine wichtige Rolle im Aufbau der „Roten Hilfe“ spielte, bevor er nach dem Reichstagsbrand von den Nazis im KZ eingesperrt, misshandelt und ermordet wurde.
Am Müggelsee ist Friedrichshagen
vor allem auch eine große „Berliner Brauerei“ in bayrischem Familienbesitz … (noch?)
https://friedrichshagener-dichterkreis.de/mitglieder-und-umfeld-des-friedrichshagener-dichterkreises/
Die heutigen Friedrichshagener
haben einen Kulturhistorischen Verein Friedrichshagen eV, mit zahlreichen Veröffentlichungen, wie der
Zeitschrift „Hinter der Weltstadt“: https://friedrichshagener-dichterkreis.de/aktuelle-veroffentlichungen/
und ein kleines Museum
in einem wundervollen Antiquariat: http://www.brandel-antiquariat.de/
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