Nicht nur die vermeintliche Denunziation von Kurt Eisner als „der galizische Jude Kosmanowski“, der seine ganze Familie im bayrischen Kabinett unter gebracht hätte, die Hetzte der bürgerlichen Medien war schon 1918 legendär …

Erich Mühsam falsche Verse untergeschoben

Zur Zeit beschäftige ich mich im Rahmen eines Ausstellungsprojekt und einer Buchveröffentlichung mit der Zeit von 1919 bis 1923. Ich lese nicht nur analog in Archiven, sondern forsche ebenso im Internet. Hier betrat ich bei meinen Recherchen auch einen Echoraum, in dem diverse Webseiten sich gegenseitig bespiegeln, indem sie unter anderem ein gefälschtes Gedicht, das sie Erich Mühsam zuschreiben, für ihre Propaganda instrumentalisieren.

Die Fälschung: „Strömt herbei, Besatzungsheere, /schwarz und rot und braun und gelb, / daß das Deutschtum sich vermehre, / von der Etsch bis an den Belt! // Schwarzweißrote Jungfernhemden / wehen stolz von jedem Dach, / grüßen euch, ihr dunklen Fremden: / sei willkommen, schwarze Schmach! …“ Ich muss nicht den ganzen Krampf hier wiedergeben. Manchmal wird der Text mit folgender ebenfalls falscher Aussage ergänzt: „Mühsams Gedicht ‚Sei willkommen, schwarze Schmach‘ wurde am 2. Juni 1992 gegen 19.15 Uhr im Deutschlandfunk von der Schauspielerin Lotte Loebinger in Liedform (Melodie der deutschen Nationalhymne) vorgetragen.“

Wenn Ihr in Eure Suchmaschine eingebt: „Erich Mühsam“ „Strömt herbei, Besatzungsheere“, findet Ihr die Auflistung all dieser Webseiten, die diese Fälschung wiedergeben. laterne frei

Nachdem ich alle Veröffentlichungen von und über Erich Mühsam gelesen habe und zudem die Akten in der Hand hatte, die seinen Festungsgefangenschaft in Niederschönenfeld behandeln, bin ich davon überzeugt, dass hier gefälscht wurde.

Die Erich-Mühsam-Gesellschaft

früher Wandervogel

als Wandervogel unterwegs mit seinem damaligen Partner Johannes Noll in Berlin und am Monte Veritá

Büchlein zur BisexualitätDer-kurze-Frühling der Räterepublik

und Auseinandersetzung mit der Idee der Freien Liebe mit dem Arzt und Psychoanalytiker Otto Gross, der auch am Monte Veritá am Monte Veritán Berlin und Schwabing unterwegs war.

Tagebuch online und im Verbrecher-Verlag

seine Tagebücher sind – so weit gefunden – beim Verbrecher Verlag erschienen und im Netz zu lesen: http://www.muehsam-tagebuch.de

verbrecherei.de

Erich Kurt Mühsam (geboren am 6. April 1878 in Berlin; ermordet am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist.

In Lübeck aufgewachsen, am gleichen Gymnasium wie die Mann-Brüder gequält, floh er bald wieder nach Berlin und lebte im Umkreis der Volksbühnen-Auseinandersetzungen und des Friedrichshagener Dichterkreis https://friedrichshagener-dichterkreis.de/mitglieder-und-umfeld-des-friedrichshagener-dichterkreises/

Seit 1909 lebte er in München. Hier gründete er die dem Sozialistischen Bund angehörenden Gruppen „Tat“ und „Anarchist“ zwecks Agitation des Lumpenproletariats für den Anarchismus, später die Zeitschrift Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit, Erstausgabe April 1911

Als politischer Aktivist war er 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach 5 Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. In der Weimarer Republik setzte er sich in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener ein und lebte wieder in Berlin, mit Zenzl in der Hufeisensiedlung.

In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmailby feather