Gustav Landauer war in seiner literarischen wie ideen-geschichtlichen Bedeutung immer unterschätzt, und seine idealistischen Gedanken zur Revolution im „Aufruf zum Sozialismus“ sind auch heute schwer verdaulich.
Bewegungen im Kopf – – – noch Fragment
Gustav Landauer war Denker, Herausgeber und Literat, lebte als Anarchist in Karlsruhe, Heidelberg, Berlin, Krumbach und München, war schon ein Rolling Stone und Wandervogel, auch am Monte Verita zu Gast, bevor die Bewegungen seine Gedanken lasen:
Eine Dramaturgen-Stelle am Düsseldorfer Schauspielhaus wartete auf ihn, als die Revolution ihn in München zum Kultur-Beauftragten machte und an ihrem Ende sein gewaltsamer Tod in München-Stadelheim durch SPD-gerufene Kräfte der Rechten herbei geführt wurde.
Revolution als Prozess damals
In Kaiserreich und Adels-Militär hatte es die Kriegsindustrie und Waffenlobby geschafft, das Volk per bürgerliche Presse zu überzeugen, dass Frankreich angegriffen hätte und durch einen Angriff durch Belgien hindurch zurück geschlagen werden müsste.
Als der Krieg aber nicht so schnell siegreich war, wie 1870/71, als mit den Eroberungen eine neue Konjunktur die „Franzosenviertel“ in allen größeren Städten wachsen ließ, entstand eine Friedensbewegung, die neben den gleichen Rechten und Wahlrechten der Frauen ein Ende der adeligen und militärischen Privilegien forderte.
Bewegungen in den Gedanken
Freies Denken hatte in vielen Bewegungen begonnen, doch lastete der militaristische Alltag der adeligen Bankiers und der waffenhandelnden Geschäftemacher bis zum Kaiser und „seiner Flotte“ über dem Land, den nächsten stolzen deutschen Krieg vorzubereiten, natürlich als Verteidigung bezeichnet.
Gespräche über Sozialismus waren durch Polizeispitzel verfolgt wie Arbeiter- und Gewerkschafts-Treffen, anarchistische Blätter und Bücher. Michail Bakunin
Bewegungen der Menschen
Gustav Landauer war mit vielen Gruppen und Gemeinschaften wie Genossenschaften in Kontakt, die gemeinsam bauen, leben und wirtschaften wollten, in Gartenstädten neue Formen der Gestaltung suchten und in Kommunen die eigenen Grenzen
Menschen bewegen
In der Idee der Gartenstädte wuchs auch die gemeinsame Planung, das Leben auch in den äußeren Formen gemeinsam zu gestalten
Symbole der Bewegungen
Weiße Fahrräder waren ein Symbol wie Gitarren:
Vom Blues zu den Provo in Amsterdam, das Gefühl, Geröll zu sein: Rolling Stone: Der Wandervogel war so eine Kombination, die eine ganze europäische Jugend in Bewegung setzte, bis die alten Kriegs-Geschäftemacher sie in die Feindschaften der Giftgase und Schützengräben jagten:
Die Revolution, wie von Gustav Landauer als Prozess, nicht als Gewalt-Moment gedacht, war schon erfolgt, doch schaffte die Waffen-Export-Industrie es wieder, den Völkerbund-Gedanken zur NATO zu pervertieren …
Die Anarchisten verstanden sich immer als Gewaltfreie
Auch, wenn die bürgerliche Presse sie immer als Attentäter und Terroristen hinstellte, alle Schriften drehen sich um die geistige Veränderung, die niemand nach dem Leben trachten könnte.
Die Abkehr von den sozialdemokratischen Reformern
Die Bewegung in den Köpfen, wie sie Marx geschildert hätte: Den Verhältnissen ihre Melodie vorzusingen …
Man muss den versteinerten Dingen ihre eigene Melodie vorsingen, um sie zum Tanzen zu bringen. Karl Marx
Gustav Landauer kritisierte Marx
was ihn den Staats-Marxisten verhasst macht: All denen, die meinen, mit Gewalt-Erziehung und Staats-Ordnung eine Macht über die Menschen setzen zu können, die sie sie zum Guten zwingt …
Revolution als Prozess heute
In Kaiserreich und Adels-Militär,
Bewegungen in den Gedanken
Bewegungen der Menschen
Martin Buber
Menschen bewegen
Symbole der Bewegungen
London Free School
NY Free School
Landauer planned to introduce the radical ideas of education pioneer Francisco Ferrer, open the University of Munich free to all 18 year olds, abolish exams and pledged that “every Bavarian child at the age of 10 is going to know Walt Whitman by heart.” But, instead, Eisner was assassinated, Bavaria was thrown into chaos, and the peace-loving Landauer unwittingly found himself embroiled in a violent power struggle that rendered him a marked man.
Der Staat und seine Grenzen sind elende Zufallsprodukte der erbärmlichsten Erscheinungsformen sogenannter Geschichte. #GustavLandauer
www.onthisdeity.com/2nd-may-1919-%e2%80%93-the-death-of-gustav-landauer/
Revolution und Anarchie sind nur in den militaristischen Köpfen Gewalt-Taten
wer nur in den alten Kategorien von Ausbeutung, Bereicherung, Geld, Macht und Herrschaft über andere denken kann, ist beschränkt, wie ein Polizist mit der Waffe in der Hand, oder wie der der Mann mit dem Hammer in der Hand, für den alles zum möglichen Nagel wird:
Neue Rezeption
Do 2. Februar 2017 von 19:00 – 22:00
Revolutionswerkstatt „Die Revolution der Literaten“
Sendlinger Kulturschmiede Daiserstraße 22 München
Lesungsabend mit einer Collage aus Ausschnitten und Zitaten von Zeitgenossen, die die Revolutionszeit persönlich erlebt haben – darunter Literaten wie Toller, B. Traven, Heinrich Mann u.v.a., aber auch Journalisten oder private Tagebuch-Verfasser.
Robert Hültner, Kriminalbuch-Autor von „Inspektor Kajetan“ und „Radio-Tatort“ im BR.
Ulrich Bardelmeier, Sprecher des PlenumR – 100 Jahre Revolution und Räterepublik in Bayern.
„Hier Revolution! Wer dort?“
Montag – 13.02.2017 um 19 Uhr Sendlinger Kulturschmiede
Gustav Landauer und der Anarchismus – von Dr. Siegbert Wolf (Frankfurt/M.)
Gustav Landauer (7. April 1870 Karlsruhe – 2. Mai 1919 München-Stadelheim, ermordet) gehört, neben Erich Mühsam, bis heute zu den bedeutendsten Anarchisten im deutschsprachigen Raum. Sein Denken und Handeln war maßgeblich von den Werten der Freiheit, sozialen Gerechtigkeit und Emanzipation bestimmt.
Als Literaturkritiker, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner und Essayist, als libertärer Sozialist und jüdischer Kulturphilosoph, genoss Gustav Landauer hohes Ansehen. Er agierte als (Anti-)Politiker, Kultur- und Sprachkritiker sowie Initiator zahlreicher anarchistischer Projekte („Sozialistischer Bund“ u.a.).
Seine ausformulierte Konzeption eines libertären und föderativen Sozialismus – Stichwort: kommunitärer Anarchismus – gehört in das Zentrum seines Denkens und Handelns.
Während der Revolution von 1918/19 engagierte sich Gustav Landauer von München aus für eine freiheitliche Umgestaltung der Gesellschaft.
Unablässig warb er für eine föderatives und dezentrales Rätesystem.
Während der ersten bayerischen Räterepublik im April 1919 agierte er als „Volksbeauftragter für Volksaufklärung“, sprich: Kulturminister. Anfang Mai 1919 wurde er im Zuge der Niederschlagung der Revolution brutal ermordet.
Der Vortrag rückt Gustav Landauers Anarchismusverständnis jenseits von Zentralstaat, Kapitalismus und Großindustrialismus – samt Gegenwartsbezug – in den Vordergrund.
Zur Person des Referenten:
Dr. Siegbert Wolf (Frankfurt/M.), Historiker und Publizist. Zahlreiche Bücher u.a. über Gustav Landauer, Martin Buber, Hannah Arendt und Jean Améry sowie zur Frankfurter Stadtgeschichte. Seit 2008 Herausgeber der „Ausgewählten Schriften“ Gustav Landauers im Verlag Edition AV (Lich/Hessen). Zuletzt erschienen Band 12: Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten (2016) u. Band 13: Die Revolution (2017).
Erich Mühsam und der Anarchismus – von Dr. Peter Seyferth (München)
Erich Mühsam (6. April 1878 in Berlin – 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg, ermordet) gehört, neben Gustav Landauer, bis heute zu den bedeutendsten Anarchisten im deutschsprachigen Raum.
Er war Redakteur und Herausgeber mehrerer anarchistischer Zeitschriften („Der arme Teufel“, „Kain“, „Fanal“). Sein literarisches Schaffen umfasst nicht nur politische Schriften, sondern auch Gedichte, Dramen und Sachbücher; er veröffentlichte auch in satirischen Zeitschriften wie „Simplicissimus“, „Jugend“ und „Ulk“.
Mühsam gehörte der Münchner Bohème an und versuchte auch, reale Gemeinschaften der (oft künstlerischen) Underdogs zu schaffen, in München und in Ascona („Monte Verità“). Im Rahmen des von Landauer gegründeten „Sozialistischen Bunds“ agitierte er das sogenannte „Lumpenproletariat“ für den Anarchismus.
Sein Anarchismus war von Kropotkin inspiriert, begründete sich aber stärker durch Betroffenheit und Aktivismus als durch wissenschaftliche Theorien. Mühsam versuchte auch, Anarchisten und Kommunisten einander anzunähern, wurde aber ein ums andere Mal von letzteren enttäuscht. Dennoch blieb er überzeugter Anarchokommunist.
Ende 1918 wurde Mühsam Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates. Nach Kurt Eisners Ermordung gehörte er zu den Initiatoren der ersten, anarchistischen Phase der Münchner Räterepublik. Dies brachte ihm nach dem Sieg der Koalition aus Reaktion und Sozialdemokraten lange Jahre Festungshaft ein.
Davon ungebrochen setzte er sich auch in der Weimarer Republik für eine Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein, die nur ohne Staat und ohne Kapitalismus möglich ist. Nach ihrer Machtergreifung steckten ihn die Nazis ins KZ, wo sie ihn ermordeten.
Der Vortrag legt den Schwerpunkt auf Erich Mühsams Anarchokommunismus und stellt sich auch der Frage, wie relevant diese revolutionäre Ideologie heute noch sein kann.
Zur Person des Referenten:
Dr. Peter Seyferth (München), Politikwissenschaftler und freiberuflicher Politischer Philosoph. Zuletzt gab er den Sammelband „Den Staat zerschlagen! Anarchistische Staatsverständnisse“ (Baden-Baden: Nomos, 2015) heraus.
Gustav Landauer – Darstellung des Projekts: gustavlandauer.org
Gustav Landauer (1870-1919) war eine herausragende Gestalt der frühen libertären Bewegung in Deutschland. Er war ein überaus produktiver und hoch angesehener Literatur- und Theaterkritiker, Kulturphilosoph, Dramaturg, Essayist, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner, freiheitlicher Sozialist, Antipolitiker und Publizist.
Gustav Landauer auf www.anarchismus-gustav-landauer.de
Willkommen Hier wird versucht ein ganzheitliches Verständnis des Lebens und Werkes Gustav Landauers (1870 – 1919) zu gewinnen. Literatur und Philosophie …
1. 1885 – 1892 Studenten Zeit und frühe Literaten Zeit in Berlin
2. 1892 – 1894 Frühe politische Aktivität und erste Gefängnisbesinnung
3. 1895 – 1899
Workshop: Zur Aktualität von Gustav Landauer
Sonnabend, 22. April 2017 ● 10:00 – 17:00 Uhr
Derzeit wird das Gesamtwerk von Gustav Landauer (1870-1919) neu entdeckt – von der Wissenschaft bis hin zu Bewegungsgruppen („unsichtbares Komitee“).
Seine zahlreichen Beiträge zur politischen Philosophie werden heute als Begründung eines „kulturellen Anarchismus“ verstanden, die als Brücke zwischen „klassischem und postmodernem Anarchismus“ dienen können.
Für ihn galt es, die Beziehung der Menschen untereinander grundlegend zu ändern und mit der Verwirklichung der Utopie durch konkretes Handeln zu beginnen.
Viele selbstbestimmte Projekte folgen diesen Gedanken, ohne Landauer zu kennen, da dessen Schriften infolge der nationalsozialistischen Herrschaft lange Zeit nicht zugänglich waren. In diesem Seminar wird das Leben und Wirken Landauers kurz vorgestellt und anhand von Texten aus seinem Gesamtwerk Möglichkeiten und Chancen diskutiert, die es zu nutzen gilt, um die als „alternativlos“ bezeichnete heutige Gesellschaft zu überwinden.
Ort: Bakuninhütte ● 98617 Meiningen Wegbeschreibung: http://www.bakuninhuette.de Blog der Denkmal Initiative
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