Die Kriegspropaganda der Kirchen hatte in den ländlichen Gebieten gegen jede Aufklärung, Moderne und Veränderung gepredigt, den Sozialismus mit der Sünde gleichgesetzt.
Das hatte seine schnellen Wirkungen:
Als Beispiel in Würzburg:
„Wie die Würzburger eine Revolution binnen drei Tagen beendeten
Nachmittags um 4 Uhr am 7. April 1919, zwischen Dom und Neumünster: In Würzburg tobt die Revolution.Auf dem Dach eines Militärkraftwagens ruft der schwäbische Kommunist Anton Waibel vor 3000 Leuten die Räterepublik aus. In einem der Türme des Doms lauscht der Kirchendiener Matthias Seufert und ihm gefriert das Blut in den Adern.
Die Revolutionäre wollen, so hört er Waibel rufen, aus den Kirchenhäusern Vergnügungslokalemachen; „die Brutstätten der schwarzen Brüder“ seien „Verdummungsanstalten fürs Volk“.
Aber drei Viertel der Würzburger sind katholisch, in dieser Stadt haben Waibels Ideen keine Zukunft. Alois Fenzl, Redakteur des Würzburger Generalanzeigers, notiert, bei einem Teil der Zuhörerschaft erwecke der Revolutionär „ein tiefes Gefühl des Ekels und der Beschämung“. Weiterlesen: 1919: Die Würzburger Räterepublik und
eine ganz spannende Seite zur Vorgeschichte:
Am dritten Advent des Jahres 1914 einigen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands auf ein Dokument des Schreckens. Es kommt als Hirtenbrief zu den Gläubigen, in dem die Oberhirten den Weltkrieg als „strenge Adventschule“ begrüßen.
Sie schreiben, der Krieg habe „uns und unser Volk dem Heiland näher gebracht“. Viele, „die weit“ vom Glauben „abgeirrt waren“, fänden nun zur Kirche zurück. Am 29. Dezember 1914 veröffentlicht ihn ungekürzt das „Fränkische Volksblatt“, eine Tageszeitung der katholischen Kirche unter Würzburgs Bischof Ferdinand von Schlör.
Mit dem Krieg zurück zur alten Macht der Kirche
Der Hirtenbrief, ein fataler Mix aus religiöser und nationaler Begeisterung, ist nicht vom Himmel gefallen. Die Bischöfe nutzen den Krieg, um liberale und säkulare Entwicklungen zu stoppen – und um die Katholiken ins Kaiserreich zu integrieren.
Alles dreht sich um die Religion. Als Kaiser Wilhelm II. am 6. August 1914 seinen Untertanen mitteilt, dass nun „das Schwert entscheiden“ müsse, tut er das in christlicher Zuversicht. Er beendet seine Erklärung mit dem Satz: „Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war.“
Wie die Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat, so lockt die christlichen Kämpfer das Paradies. Am 30. November 1914 verbreitet das „Volksblatt“, tiefgläubige Soldaten seien die besten, weil sie den Tod nicht fürchteten. „Was können sie“, die „fromm wie Kinder“ seien, „denn auch im schlimmsten Fall verlieren?“ Weiterlesen: 1914: Katholische Kriegspropaganda aus Würzburg
und eine weitere Seite zu den späteren Wirkungen
https://www.schreibdasauf.info
Der Ablauf in Erlangen:
„Wir wollen von der allerneusten Räteregierung nichts wissen, weil sie vollständig unter dem Einflusse dahergelaufener, landfremder Nordlichter und bolschewistischer Kosmopoliten steht“ Erlanger Tagblatt (ET) v. 8.4.1919.
Als in einem Telegramm dem Erlanger Arbeiter- Soldaten- und Bauernrat (ASBR) am Morgen des 7. Aprils die Ausrufung der bayrischen Räterepublik mitgeteilt wurde, wollten sich die bürgerlichen Parteien sogleich von Süddeutschland verabschieden: „Wir erwarten, daß ein freier Volksstaat Franken uns die unbedingt notwendige Ruhe und Ordnung bewahren wird“ (ET v. 7.4.1919). Neben Nürnberg wird Erlangen das zweite mittelfränkische Zentrum der Gegenbewegung. Weiterlesen: http://revolution-baiern.de/gegenbewegung-in-erlangen/
Die Münchner Ereignisse:
https://revolutionszeitung.de/
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