Die Tagebücher wurden schon mehrmals herausgegeben, aber sowohl seine Schwester Erika als auch andere haben sehr „gepflückt“, die Wiederholungen der Parties mit den immer wieder ähnlichen Leuten (Miro, Therese Giehse, Toller, allen damaligen Literaten und Film-Leuten in New York rausgelassen,
unterwegs in der Tschechoslowakei und Österreich (1937) mit Oskar Maria Graf, hatte er sowohl die Krisen, wenn das Morphium zur Neige ging, als auch die ausbleibende Potenz (seit Wochen keinen Ständer) beschrieben;

und immer, wenn es Sex gab, stand ein X, meist ist ein Name einer Cocktail-Party oder des Abendessens unterstrichen, manchmal einer als besonders nett beschrieben … – bisher von keinem verstanden oder zensierend weggelassen – ein buntes Leben im Exil, im Kampf gegen die Hitler-Einflüsse und in der Hoffnung auf die USA.

Mit Curtiss geht sofort ein anderes Leben los, X schon am Vormittag, wenn er bei ihm im Hotel „Hungarian“ vorbeischaut … Brecht verhinderte übrigens eine positive Kritik zu seinem „Mephisto“ in einer Zeitschrift, sie mochten sich nicht, Klaus Mann war zwar auch öfters mit Kommunisten unterwegs, war aber immer kritisch zu Moskau und Stalin.

Durch den Entzug weht aber schon das Einvertändnis mit dem Tod, lässt er das enge Verhältnis zu seiner Schwester Erika gehen:

– „Sehr heftig geträumt, dass E sich bei der Ankunft in Europa durch Schläfen und Herz geschossen, und dass ich nun auch sterben dürfe.“

Ich war schon verwundert, wie er sich – da ist noch lange hin, 1949 – umbringen konnte, aber es gibt wohl schon vorher eine Reihe von Selbstmordversuchen … – von seiner bisher so nahen Schwester so entfernen konnte, das dürfte ein Schlüsseltraum dazu gewesen sein …

Die feste Abgegrenztheit der menschlichen Körper ist schauerlich: Kafka.

und hier bin ich in der Abschrift etwas unsicher,
hab das Original aber noch nicht gefunden, Klaus Mann schreibt’s so in’s Tagebuch:

„Denn aus dem Nichts hat mich beschieden
In sein All der Herr des Lichts,
Und das Nichts in mir sucht Frieden
Immer wieder nur im Nichts.“ (Franz Werfel)

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