25 Jahre Archiv der Münchner Arbeiterbewegung im Blick von Zeitzeugen
Gründungsmitglieder berichten über ihr Leben, ihre Aktivitäten in der Arbeiterbewegung, vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, vom Blick zurück und nach vorne
Vom Sammeln, Archivieren und Zweifeln: Günther Gerstenberg, Maler, Autor, Bildhauer … im Gespräch mit Ludwig Eiber
Dienstag, 4. September 2012, 19.00 Uhr, Ebenböckhaus, Ebenböckstraße 11
Wer während oder kurz nach dem Zusammenbruch des Hitlerregimes geboren wurde, wuchs in einer Welt auf, in der beinahe alle Erwachsenen Täter wie Opfer alles dafür taten, um sich mit ihrer eigenen Vergangenheit nicht auseinander setzen zu müssen. Das herrschende Denken, Fühlen und Handeln blieben weiterhin patriarchalisch-autoritär. Die meisten Kinder wurden gewaltsam „erzogen“, in eine Struktur eingepasst, die Konformität und passives Funktionieren verlangte. Vielen Heranwachsenden war so ein kritischer Blick und eine hinterfragende Haltung ausgetrieben worden, manche von ihnen richteten verzweifelt den Überdruck ihres Aggressionsstaus gegen sich, manche begannen, sich mit ihren Eltern offensiv auseinander zu setzen.
Günther Gerstenberg fand sich so gegen Ende der 1960er-Jahre mit manch anderen seiner Altersgruppe in einer Bewegung des Aufbruchs. Die Auseinandersetzung mit der katastrophalen Vergangenheit und der „Unfähigkeit zu Trauern“, die die Vätergeneration auszeichnete, mündete folgerichtig in ein Engagement, das sich mit den Ungerechtigkeiten der Gegenwart beschäftigte. Und dabei blieb es nicht. Aus der Diskussion um alternative Lebensentwürfe entstand der nur zum Teil erfolgreiche Versuch, eine Existenz des solidarischen und politisch aktiven Miteinander aufzubauen.
1987 beteiligte er sich an der Gründung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung, gestaltete in den folgenden Jahren einige Ausstellungen und veröffentlichte einige Schriften zur Münchner Sozialgeschichte.
Er meint: „Ich wünsche mir, dass die arrogante Selbstverständlichkeit der Reichen und Einflussreichen, die sich bis heute ungeniert repräsentieren können, gebrochen wird. Ich will hier den Kontrast: Ich wünsche mir den Aufbruch all derer, die Tag für Tag schauen müssen, wo sie bleiben, die Tag für Tag arbeiten müssen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Ich wünsche mir den Aufbruch derer, die nicht zu den Entscheidern gehören und über die bis jetzt immer entschieden wurde, damit wir das Selbstbewusstsein entwickeln, um einmal selbst zu Entscheidern werden.“ Näheres dazu unter: www.protest-muenchen.sub-bavaria.de
Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München unterstützt die Vortragsreihe, der Eintritt ist frei. www.arbeiterarchiv.de
Schreibe einen Kommentar