Lesung – „Hysterische Furien und schnatternde Gänse“ – Die ersten Frauen im Bayerischen Landtag – am Donnerstag, den 16.01.2020 um 19:30 Uhr im Kulturellen Gebäude in Aschheim (voraussichtlich in den Räumen der Bücherei). Die Veranstaltung findet als Kooperation zwischen der Volkshochschule im Osten des Landkreises München vhs olm und in der Gemeindebücherei Aschheim Münchner Straße 8 statt. Der Eintritt ist frei.

hysterische Furien und schnatternde Gänse

Bei der inszenierten Lesung ihres Textes wird die Münchner Kulturwissenschaftlerin Karin Sommer unterstützt von Elfie Kriester, Fritz Letsch und Anlis Spitzauer. Foto: vhs olm

Als mit der Revolution von 1918 Frauen das aktive und passive Wahlrecht bekamen, zogen erstmals auch weibliche Abgeordnete ins bayerische Parlament ein.

Um sich in der Männerdomäne Politik zu behaupten, mussten sie Stehvermögen beweisen und sich manchmal auch unorthodox zu helfen wissen, etwa mit parteiübergreifender Frauensolidarität.

Bei der inszenierten Lesung ihres Textes über dieses spannende Kapitel der Frauengeschichte wird die Münchner Kulturwissenschaftlerin Karin Sommer unterstützt von Elfie Kriester, Fritz Letsch und Anlis Spitzauer.

Zeitgleich eröffnet die vhs olm die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“, die die Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz erkämpften. Die Ausstellung kann vom 13. bis 31. Januar im Kulturellen Gebäude Aschheim kostenlos besichtigt werden.

Do, 16.01.2020, 19.30 – 21.00 Uhr in Aschheim, Münchnerstr. 8, Eingang über Herdweg, Kulturelles Gebäude, Bücherei

von München ins Aschheimer Kulturgebäude am Herdweg mit folgenden Verkehrsmitteln:
– S-Bahn Riem (dort in Fahrtrichtung links Richtung Dornach raus)
– Bus 263, Ri. Feldkirchen / Haltestelle Aschheim-Erdingerstraße
– beim Hotel Schreiberhof zurück über Kreuzung gehen, dann nächste Straße rechts in Herdweg
Man kann entweder an der S-Bahn Haltestelle Riem oder auch von der U5 Messestadt West in diesen Bus steigen.

Ret Marut, B.Traven, „Der Ziegelbrenner“

B.traven Ret Marut, Der Ziegelbrenner

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lange Zeit einer der unbekanntesten Mitstreiter der Münchner Räterepublik, Jahre später mit seinem Buch „Das Totenschiff“ weltberühmt geworden als B. Traven, hielt in seiner anarchistischen Zeitschrift „Der Ziegelbrenner“ im Januar 1919 einen flammenden Appell gegen den zu frühen Gang zu den Urnen:

„Achtet auf die Frauen! Achtet auf die Frauen, Männer der Revolution!

Vergeßt der Frauen nicht!

Durch die neue Wahlordnung erhalten etwa einundzwanzig Millionen deutscher Frauen das Wahlrecht. Das ist gut so; denn warum soll die Frau nicht wählen, wenn man ihr schon das Recht läßt, um den gefallenen Sohn, um den hingeschlachteten Mann und Geliebten zu weinen!

Aber es wählen nicht nur reife Frauen, es wählen auch Frauen, die kaum das zwanzigste Lebensjahr überschritten haben.

Unsere elenden Schulen, in denen nicht ein Lehrer unterrichtete, der selbständig denken und lehren durfte, sondern in denen nur ausgeklügelte und vermoderte Lehrpläne den Unterricht erteilten, haben die Frauen in noch größerer Unwissenheit gehalten als die Männer.

Und besonders für die Mädchen war in der Schule … die Hauptsache das Auswendiglernen von Bibel-Versen, von Gesangbuch-Liedern, von Katechismus-Sätzen, von Beicht- Gebeten, von Kirchen-Geschichten und von Heiligen-Legenden.

Ja, glaubt Ihr denn, daß die Frauen in den vier Wochen der Revolution auch nur den einfachsten Begriff erfaßt haben über Verfassung, über Monarchie, über Republik, über Demokratie, über Sozialismus ?

Wie und wodurch sollten sie sich das Verständnis für diese Begriffe angeeignet haben ?

Wie und wodurch sollten besonders die Frauen und Mädchen der kleinen Städte und Dörfer aufgeklärt worden sein über die Bedeutung einer Wahl? Wer wird sie über die Wahl-Bedeutung aufklären? Der Beichtvater.

Merkt Ihr nun, Bürger und Bürgerinnen, warum im Lager derer, die den Schrei nach der „sofortigen“ Einberufung der National-Versammlung mir unausgesetzt in die Ohren gellen, sich auch nicht eine einzige Stimme gegen die Wahl-Beteiligung der Frauen erhob?

Es sind dieselben Leute, die noch vor drei Monaten den Frauen jede Berechtigung, wählen zu dürfen und gewählt zu werden, bestritten, genau dieselben Leute sind es, die noch vor wenigen Wochen den Frauen das Wahlrecht verweigerten.

Und jetzt ganz plötzlich gestehen sie den Frauen das Wahlrecht zu? …

Diejenigen, die nach der „raschen“ Einberufung der National-Versammlung schreien, wollen ja gar keine Wähler, sondern sie wollen eben unwissendes Stimm-Vieh und unaufgeklärte Wahlzettel-Abgeber.“

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