Die Ermordung durch einen katholischen Burschenschaftler war bekannt, auch dessen Beziehung zum Kardinal Faulhaber, nach dem die Straße als Tatort später benannt wurde. Dass dieser Kardinal den Burschen der Rhaetia dann später noch traute, und in seinen Tagebüchern der Satz gefunden wurde:
S. 25: „Faulhaber wurde gebeten, in alter Tradition die Pontifikalmesse zur Eröffnung des neuen Landtags am 21. Februar 1919 zu halten. Anschließend ging er zu Fuß vom Dom in die Promenadestraße 7 zum Erzbischöflichen Palais heim, als er – wie er notierte – fünf Minuten vor 10 Uhr zunächst einen, dann fünf Schüsse hörte. Er hielt damit fest, Ohrenzeuge der Ermordung von Kurt Eisner auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei Hausnummer 1durch Anton Graf Arco auf Valley gewesen zu sein. Seine Notiz im Tagebuch: „Das ist sehr schlimm. Bayern war auf dem Weg zur Ruhe und Gott weiß, was jetzt wieder kommt.“ Am Nachmittag wurden Flugblätter von Flugzeugen abgeworfen, die „das fluchwürdige Verbrechen verurteilen, aber zur Ruhe auffordern.“
S. 26: Zum Mord äußerte sich Faulhaber öffentlich nicht. Er notierte rechtfertigend in sein Tagebuch: „Daß der Erzbischof einen politischen Mord verabscheut, das braucht er doch nicht zu beteuern, das wird man hoffentlich wissen.“ (124) Er blieb dabei, selbst dem ermordeten ersten bayerischen Ministerpräsidenten jegliche respektvolle Würdigung zu versagen. Er tauchte ab, um „einer Anfrage über Trauerfeier auszuweichen“. (125)
Die Weigerungen, schwarze Fahnen auszuhängen und Glocken unaufgefordert zu läuten (126) nach der schrecklichen Todesnachricht und während der Beisetzungsfeierlichkeiten, zogen bei den Anhängern Eisners und den katholischen Geistlichen unwürdige Szenen nach sich, diese Symbolhandlungen unter Druck durchsetzen bzw. nicht allein schon aus Mitleid leisten zu wollen. Der Dompfarrer verkündete, sich lieber erschießen lassen zu wollen. (127)
Nach Gustav Landauers Rede, in der er Kurt Eisner mit Jesus und dem als Ketzer verbrannten Jan Hus verglichen hatte, (128) beendete Faulhaber sein Schweigen, protestierte gegen gewaltsame Trauerbeflaggung, gewaltsames Trauergeläut und gegen die für ihn blasphemische Traueransprache.
S.27 /(im Buch 86): Zu Beginn der Fastenzeit, im März 1919, gut zehn Tage nach den Beisetzungsfeierlichkeiten für den ermordeten Ministerpräsidenten Eisner, hätte der Erzbischof von München und Freising eine Predigt verlesen lassen können, die der besonderen Zeit der Buße und Einkehr hätte Rechnung tragen können. Er hätte eine versöhnende Predigt an die Gläubigenrichten können. Die Lage in und um München war hoch explosiv. Doch Faulhaber entschied sich in dieser angespannten Lage, seine zwei Tage vor Eisners Ermordung verfasste, pointiert kirchenpolitische Ansprache, dennoch zu publizieren. Er wollte polarisieren und die Gläubigen mobilisieren, damit sie für die Kirche und den Glauben einträten, eine mögliche Verfolgung, die er an die Wand malte, nicht scheuend.“ Im Original geh’s noch weiter …
Anmerkung 128: Landauer zitierte das Jugendgedicht von Kurt Eisner „Martyrium“ und fügte dann an: „Er ist aber nicht entkräftet zu Boden gesunken. Er war einer wie Jesus, wie Huß – o sancta simplicitas – die von der Dummheit und dem Eigennutz hingerichtet wurden; er, der nun von der Kugel eines Meuchelmörders aus dem Hinterhalt umgebracht worden ist, war ein Streiter, ein Wachsender, ein Kraftvoller bis zuletzt […]“. Freundliche Mitteilung von Dr. Ulrich Dittmann.
129: Aufzeichnung Faulhabers, 27.2.1919. EAM, NL Faulhaber, 10003. Vgl. die herabwürdigende Bezeichnung „Trauerparade für Eisner“: Faulhaber an den bayerischen Episkopat, 28.10.1921, in: Volk, Akten Faulhabers I, S. 223. Vgl. auch Aufzeichnung Faulhabers, 26.2.1919. EAM, NL Faulhaber, 10003: „Wenn die Monarchie abgeschafft, warum wird Eisner doch wieder wie ein König begraben, während [Heinrich] Osel und die anderen einfach zugeschaufelt werden, ist das Demokratie?“
Darstellende hier sind Michael Bischof und Fritz Letsch, (SA) Albert Lörcher, Hiltraud Pusch-Zilker, Georg Ledig, Wolfram Kastner, u.a. als Stadträte, auf dem Weg nach Dachau …
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Hier ist nix offiziell, alles wie die Revolution erst im Wachsen, wie auch in der nächsten Revolutionswerkstatt, die es diesmal im EineWeltHaus München geben wird ... http://einewelthaus.de
mit Fortsetzungen im Lauf des nächsten Jahres; denn vor 100 Jahren waren die Menschen des Krieges müde und der Pazifismus begann, sich auch unter Soldaten und Rüstungsarbeitenden zu verbreiten, bis Streiks begannen, die Redner verhaftet und in "Schutzhaft" genommen wurden:
Wie Kurt Eisner und Sara Sonja Lerch; Sonja Lerch starb in der Haft in Stadelheim, der 25jährige Ernst Toller war bald wieder frei und sprang mit anderen in die Bresche und diskutierte weiter für den Frieden, zuerst noch bei den Montags-Treffen der USPD im Goldenen Anker in der Schillerstr. 30, Kurt Eisner kam erst zum Wahlkampf zum Reichstag im Oktober frei.
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