Sie alle logierten bei Gabriele Kaetzler und ihrer Familie, die am Ammersee ein reformpädagogisches Landschulheim leitete und als überzeugte Sozialistin von hier aus Kontakt hielt zu allen umstürzlerischen
Strömungen im wilhelminischen Deutschland.

Nach der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Anfang 1919 verwahrte Gabriele Kaetzler in Riederau Archivmaterial der verschiedenen von Verfolgung bedrohten Gruppen.

Gabriele Kaetzler, ihre Töchter und ihr Landheim-Zögling Hilde Kramer nahmen aktiv an der bayerischen Räterepublik 1919 teil. Hilde Kramer wurde als „rote Hilde“ in München stadtbekannt und wird auch in Oskar Maria Grafs Lebenserinnerung „Wir sind Gefangene“ gewürdigt.

Nach der Niederschlagung der Räterepublik beschlagnahmten die Weißen Garden in Riederau das gesamte
Archivmaterial. Hilde Kramer, Gabriele Kaetzler sowie ihre Töchter Fite und Wiese wurden inhaftiert und vor Gericht gestellt.

In einem Aufsehen erregenden Hochverratsprozess wurden die revolutionären Frauen zwar freigesprochen, mussten aber 1919 Bayern verlassen. Die Journalisten Egon Günther und Thies Marsen haben die Lebenslinien der Kaetzlers nachgezeichnet, die nicht nur maßgeblich an den revolutionären Bewegungen ihrer Zeit beteiligt waren, sondern auch im Privaten nach Wegen suchten, der Enge der bürgerlichen Gesellschaft und Moral zu entfliehen – eine Zeitreise in eine spannende Phase deutscher, bayerischer und lokaler
Geschichte.

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