Otto Gross war ein früher Freud-Schüler und später bei C.G. Jung, am Monte Verità und in der Schwabinger Bohème, mit Erich Mühsam befreundet, auch in Berliner Cafès und anarchistischen Dichterkreisen …

bot Franziska Reventlow eine kostenlose Psychoanalyse und befragte seine GesprächspartnerInnen zu ihren sexuellen Träumen und Vorlieben, war, wie viele Ärzte (nicht nur damals) Morphinsüchtig … und hatte einen schwierigen Vater …

aber noch mal langsam:

Für eine revolutionäre Psychoanalyse

Geboren 1877, das einzige Kind des namhaften österreichischen Juristen Hans Gross und seiner Ehefrau Adele, wuchs in Graz auf, besuchte Privatschulen und erhielt Unterricht durch Privatlehrer. (wikipedia folgend …)

Nach der Matura 1894 studierte Otto Gross an der Universität Graz zunächst Zoologie und Botanik, bald aber, auf Wunsch seines Vaters, Medizin. Im Sommersemester 1897 wechselte er an die Universität München.

Anschließend studierte er gleichzeitig an den Universitäten Straßburg und Graz. In Graz wurde er 1899 zum Dr. med. promoviert. 1905 reichte Gross dort seine Habilitationsschrift ein. Als Privatdozent für das Fach Psychopathologie hielt er im Wintersemester 1906/07 eine Vorlesung Über die Freud’sche Ideogenitätslehre, die er zu einem Buch ausarbeitete.

1900 heuerte er als Schiffsarzt bei der Hamburger Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft Kosmos an, deren Schiffe nach Südamerika fuhren. Auf diesen Fahrten nahm Otto Gross zum ersten Mal die Droge Kokain – seine Abhängigkeit begann. Nach der Rückkehr arbeitete er von 1901 bis 1902 als psychiatrischer Volontär- und Assistenzarzt bei von Gudden in München und bei Gabriel Anton in Graz. Wegen seiner Drogenabhängigkeit ließ er sich 1902 in der Psychiatrischen Klinik Burghölzli in Zürich von Eugen Bleuler behandeln.

1903 heiratete er Frieda Schloffer, eine Nichte des Philosophen Alois Riehl. Das Ehepaar reiste 1906 nach Ascona, wo Otto Gross in der Naturheilanstalt auf dem Monte Verità einen erneuten Entzug versuchte. Dort stellte er jenes Gift bereit, mit dem sich die Siedlerin Paulette Charlotte Hattemer[1] das Leben nahm. In Ascona lernte er auch Erich Mühsam und Johannes Nohl kennen, die seine weitere Entwicklung beeinflussten. Am 1. September 1906 zog das Ehepaar nach München, und Otto Gross arbeitete als Assistenzarzt bei Emil Kraepelin. Hier kam es zur Bekanntschaft mit Johannes R. Becher als Patienten.

Dann folgt noch ein reichhaltiges Anarchisten-und Beziehungsleben …

https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Gross

Der Revolutionär von heute, der mit Hilfe der Psychologie des Unbewussten die Beziehungen der Geschlechter in einer freien und glückverheißenden Zukunft sieht, kämpft gegen die Vergewaltigung in ursprünglichster Form, gegen den Vater und gegen das Vaterrecht.“ Otto Gross http://www.ottogrossgesellschaft.com/

dort unter Publikationen: „eine von Mühsam und Gross geplante Zeitschrift mit dem Titel: „Nachwuchs. Zeitschrift für psychologische Gesellschaftskritik“.

Siehe: Brief Mühsams an Karl Kraus, 16.5.1907, ferner Mühsam Verhaftung wegen Diebstahls, siehe IISG Amsterdam, Brupbacher, S. 142, mit einem „Rechenschaftsbericht“ Mühsams. – Die Verf. sieht Generationskonflikte als biografische Schlüssel zur Rebellion, S. 31 ff, stellt Begegnungsengramme im Mikrokosmos der Gegenkultur dar, S. 113 ff., und schildert in „Auf der Suche nach der ‚Neuen Welt’“ S.209 ff. Stadtfluchten, Modi der Anarchie und ,Utopias Schwangengesang‘.“

Otto Gross: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe

»Die Klinik des Psychoanalytikers umfaßt das ganze Leiden der Menschheit an sich selbst.«

»Es bleibt Otto Gross vorbehalten, von der Psychoanalyse ausgehend Schlußfolgerungen auf die ,kulturellen Perspektiven der Wissenschaft’ explizit zu formulieren. Den Schritt von der individuellen Neurose zum gesellschaftlichen Leid und damit auch zur Kritik an der bestehenden Gesellschaft, hat Otto Gross als erster unternommen.« Emanuel Hurwitz

Die Schriften des Psychoanalytikers und Anarchisten Otto Gross faszinieren noch heute, zielen seine Fragestellungen doch direkt ins Zentrum des menschlichen Erlebens. Beziehung, Sexualität, Ethik, Geschlechterdifferenz, Emanzipation der Frau sind die zentralen Themen, um die das Denken von Otto Gross kreist.

Er ist der erste – lange vor Reich, Marcuse, Fromm oder R.D. Laing – der die von Freud errichteten Grenzen der »Psychoanalytischen Bewegung« überschreitet und die wissenschaftlichen Schlußfolgerungen direkt auf die Gesellschaft anwendet.

Der Lebensweg von Otto Gross zeigt eine Linie auf, die weiterhin im Zentrum der gegenwärtigen Diskussion steht: die Frage der sozialen und politischen Ausrichtung der Psychoanalyse und -therapie; die Problematik antiautoritärer Erziehung sowie die Infragestellung patriarchalischer Familien- und Gesellschaftsstrukturen.

Von Freud kommt die Warnung: »Wir sind Ärzte, und Ärzte wollen wir auch bleiben!« Der Vater, der »bekannte Kriminalprofessor Hans Gross«, versucht, den unbotmäßigen Sohn entmündigen und in der Psychatrie internieren zu lassen.

Mit Otto Gross verbindet sich nicht nur das Entstehen der Sozialpsychologie, er wurde selbst zum »Fall«, zum Patienten einer kranken Gesellschaft. https://edition-nautilus.de/programm/von-geschlechtlicher-not-zur-sozialen-katastrophe/

Bereits 1913 schrieb Otto Gross (1877–1920), sämtliche bisherigen Revolutionen seien „zusammengebrochen, weil der Revolutionär von gestern die Autorität in sich selbst trug.“
Der „Herd aller Autorität“ läge in der Familie, wo Sexualunterdrückung und „Vaterrecht“ jede Individualität in Ketten schlage(2).
Damit und mit weiteren Passagen seiner Artikel war Gross der erste Psychoanalytiker, der tiefgründige Erkenntnisse über das Problem des familiären wie gesellschaftlichen Autoritarismus-Phänomens publizierte.
https://www.rubikon.news/artikel/wider-den-gehorsam

Seine Diffamierung durch Freud und die Wieder-Entdeckung

Wie später bei Wilhelm Reich hatte Otto Gross eine Diffamierung durch Freud für seine politische Anwendung der Psychoanalyse-Grundgedanken zu erleiden.

weitere Quellen:

https://ottogross.org/

Welcome to the official website of the unofficial International Association for Otto Gross Studies, dedicated to the study of the psychoanalyst, physician, scientist, and revolutionary Dr. Otto Gross (1877–1920) — the first psychoanalyst to link his therapeutic work with revolutionary politics — and his influence on the intellectual development of the 20th century in psychoanalysis, revolutionary politics, philosophy, sociology, literature, and spirituality. To stay informed about events, articles, and items of interest regarding Otto Gross and his works, you are invited to join us by simply sending an email to join@ottogross.org .

Sexual Revolution

Otto Gross, Psychoanalysis, and Culture

October 20-22, 2017, Moscow

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