Der Feuerstuhl: Werk und Wirken des Schriftstellers B. Traven

Sendlinger Kulturschmiede Mi 22.Mai @ 19 h

„Es wäre den Proletariern wohl ernsthaft zu raten, jene gut ausgeprobten indianischen Wahlmethoden anzuwenden, insbesondere gegenüber den Beamten ihrer gewerkschaftlichen und ihrer politischen Organisationen. Nicht nur in Russland, wo es am nötigsten ist, sondern auch in allen übrigen europäischen Ländern, wo Marx und Lenin zu Säulenheiligen erklärt wurden, könnten kämpfende Proletarier bei weitem sicherer ihnen nützliche Erfolge erzielen, wenn sie ihren Führern jährlich ein heftiges Feuer unter den Hintern legen würden. Kein Führer ist unersetzbar. Und je häufiger neue Führer auf einen glühenden Sessel gesetzt werden, um so lebendiger bleibt die Bewegung. Nur nicht zaghaft sein, Proletarier. Erst recht nicht sentimental.“ B. Traven in: „Regierung“, Büchergilde Gutenberg, Berlin 1931, S. 172.

der #ziegelbrenner 1917:

„schuld an diesem kriege ist der kapitalismus, möglich gemacht hat ihn der journalismus. nun sind sie verbrüdert.“

zum 50.Todestag von #RetMarut in der #Rätezeit in #München, #BTraven in #Mexico

Da gab einer in der Clemensstraße eine vermeintliche Maurer-Zeitschrift heraus, ging mit einem blöden Text zur Kriegs-Zensurbehörde und druckte dann ganz andere Inhalte, die aber nur an Abonnenten gingen:

„Der bescheidene Mann ging nach Hause, heftete in die Umschläge einen anderen Text, der meist aus einem krausen Buchstabengemenge von willkürlich nebeneinandergedruckten großen und kleinen Lettern zu bestehen schien, so dass jeder Mensch den Eindruck gewann, es handle sich um eine verrückte Literaturzeitschrift. Er verschickte die Hefte, und alles verlief glatt. In Wirklichkeit war diese Zeitschrift das flammendste Anti-Kriegspamphlet, eine ätzend scharfe revolutionäre Revue, die den Vergleich mit Karl Kraus’ Fackel nicht zu scheuen brauchte.“ https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=24427&highlight=Traven

Der FeuerstuhlDer Feuerstuhl: Werk und Wirken des Schriftstellers B.Traven

Werk und Wirken des Schrifstellers B. Traven: Ein Sammelband anlässlich seines 50. Todestages am 26. März 2019, herausgegeben von Simone Barrientos und Karsten Krampitz

In der neueren Literatur zur Revolution in Bayern 1918/19 scheint ein gewisser Ret Marut die große Leerstelle zu sein. Der Herausgeber des „Ziegelbrenners“, der legendären Münchner Antikriegszeitschrift; Freund Erich Mühsams und Gustav Landauers – er bleibt der große Unbekannte, der nach der Niederschlagung der Bayrischen Räterepublik nur knapp dem Standgericht entkam.

Welcher Mensch sich hinter dem Pseudonym verbarg, mag heute weitgehend geklärt sein. Ebenso, dass sich Ret Marut über viele Umwege in Mexiko niederließ und unter dem neuen Pseudonym B. Traven mit Romanen wie Das Totenschiff oder Der Schatz der Sierre Madre u.a. Weltliteratur schrieb.

Im historischen Gedächtnis der Linken ist er heute nicht mehr präsent. In der kollektiven Erinnerung hat lediglich ein Romantitel überlebt: Hans und Sophie Scholl benannten ihre Widerstandsgruppe nach seinem Roman Die weiße Rose, der heute, wie alle anderen Traven-Bücher, nicht mehr gelesen wird.

Dieser Sammelband will dem entgegenwirken: eine Verbeugung vor dem Revolutionär Ret Marut und dem Schriftsteller B.Traven – vor allem aber eine Hommage an sein Werk. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Roman Regierung, der vom Kontrast geprägt ist, zwischen der luxuriösen Lebenswelt einer regierenden Clique und dem bitteren Alltag der indigenen Bevölkerung – Männer und Frauen, die als Landarbeiter ihren kargen Lebensunterhalt verdienen, oder als Holzfäller und Karrentreiber in den Mahagoniwäldern.

Der Ortssekretär eines abgelegenen Dorfes wird als korrupter Diktator dargestellt, der den Indios auch noch das letzte Geld abpresst. Wie ein moralischer Gegenentwurf zum Ortssekretär, gegen den sich die Menschen nicht wehren können, erscheint die alljährliche Inthronisierung eines neuen Häuptlings, dem die Dorfbewohner buchstäblich Feuer unterm Hintern machen. Mit dieser Romanszene – dem Feuerstuhl – beschäftigen sich die Beiträge verschiedener Autoren.

Andere Themen sind: Mexiko als Sehnsuchtsort; als Projektionsfläche für linkssozialistische Utopien oder auch für das rassistische Stereotyp vom „Edlen Wilden“. Andere Texte über Traven (der Adorno so gar nicht kannte), handeln über das richtige Leben im falschen, und eben darum geht es doch…

Als Autoren im Band:

„Reverend“ Christian Dabeler, Bernd Drücke , Else Gabriel, Simone Hain, Alexander Karscnia, Caroline Kodym, Christoph Ludszuweit, Thomas Martin, Luise Meyer, Erich Mühsam, Frank Nordhausen, Mark Ottiker, Guillaume Paoli, Wolf-Dieter Schramm, Maurice Schuhmann, Jörg Sundermeier. Torsten Seifert, Christoph Spehr, Enno Stahl, Leander Sukov, Jörg Thunecke, Kurt Tucholsky, Vassilis Tsianos, Hugo Velarde, Johannes Zeilinger u.a.

Die Herausgeber:

Simone Barrientos war viele Jahre freischaffende Künstlerin, Verlegerin (Kulturmaschinen-Verlag) und ist heute kulturpolitische Sprecherin der Linkspartei im Bundestag. Karsten Krampitz ist Historiker und freier Schriftsteller. ich-warte-nicht Ret Marut

Clemensstraße 84 in München

1918/1968 – Revolutionen (1): Das Phantom. Als B. Traven noch Ret Marut war

„Zwischen 1933 und 1945 sind die Werke B. Travens in Deutschland verboten.

Der Schatz, den du zu finden die Mühen Einer Reise nicht für Wert hältst, Das ist der echte Schatz, den zu suchen Dir Dein Leben zu kurz erscheint. Der funkelnde Schatz, den Du meinst, der liegt auf der anderen Seite.

(B. Traven: Der Schatz der Sierra Madre. Verlag der Büchergilde Gutenberg, Berlin 1930, S. 7)“ www.literaturportal-bayern.de

„Ret Marut war der Chefzensor der Münchner Räterepublik 1919 gewesen und gilt als die treibende Kraft hinter der Sozialisierung der Presse. Nach der Niederschlagung der Räterepublik im Mai 1919 wurde er verhaftet und vor ein Feldgericht gestellt.

Kurz vor seiner Verurteilung gelang ihm die Flucht. Er tauchte unter und wurde in den nächsten Jahren in verschiedenen europäischen Ländern gesehen, ehe er endgültig verschwand.

Allerdings soll auch der Name Ret Marut nur ein Pseudonym für den im brandenburgischen Schwiebus geborenen Otto Feige sein.“ www.literaturportal-bayern.de/themen?task=lpbtheme.default&id=1174

Novellen durch RET MARUT (1912 a  1919)

In the Freest  State in the World An das Fräulen von S…, München: I. Mermet Verlag 1916. The Story of a Nun The Silk Scarf The Actor and the King A Writer of Serpentine Shrewdness Der Blaugetupfte Sperling (Ziegelbrenner, Hg.), Grotesken. Skizzen. Erzählungen. München: Der Ziegelbrenner Verlag 1919. Originality Deceivers Mein Besuch bei Dichter Pguwlkschrj Rnfajbzxlquy Malkunst The Kind of things that can happen in France Mother Beleke In the Fog The Unknown Soldier Die Fackel des Fürsten , Novel (Nottingham: Edition Refugium 2009) Der Mann Site und die grünglitzernde Frau, Novel (Nottingham: Edition Refugium 2009) http://www.btraven.com/deutsch/werke.html#03

 

  • Ret Marut und der Ziegelbrenner | Philtrat

    https://philtrat-muenchen.de/ret-marut-und-der-ziegelbrenner/

 

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